Kalzium (Mineralstoff)

Das Skelett des Erwachsenen enthält etwa 1 kg Kalzium. Aufgrund des hohen Kalziumgehaltes im Körper konnten Mangelzustände schon vor Jahrzehnten - auch ohne aufwendige Laboruntersuchungen - beobachtet werden. Noch immer steht Kalzium zusammen mit Vitamin D im Mittelpunkt der Osteoporosediskussion. Mittlerweile sind aber viele neue Erkenntnisse dazugekommen.

Funktionen

Blutgerinnung:
Kalzium ist ein wichtiger Fak­tor innerhalb des Blutgerinnungssystems.

Muskulatur:
Sowohl der Skelett- als auch der Herzmuskel funktionieren nur dann normal, wenn sich verschiedene, z.T. komplexe Sub­stanzen, darunter auch Kalzium und Magne­sium, in einem harmonischen Gleichgewicht befinden.

Nervenzelle:
Kalzium ist an der Regulation der Reizleitung zwischen den Nervenzellen beteiligt.

Skelett:
99% des im Körper enthaltenen Kal­ziums befinden sich in den Knochen. Hier fungiert es als wichtiges Strukturelement.

Chronische toxische Belastungen:
Toxische Metalle wie Aluminium und Blei führen zu einer verminderten intestinalen Aufnahme so­wie zu Störungen des Kalziumstoffwechsels.

Medikamente: 

Langzeiteinnahme von Me­dikamenten, welche die Kalziumresorption hemmen: Antazida (Mittel gegen Magenüber­säuerung), Abführ- und Entwässerungsmittel.

Verdauungsstörungen: 

Störungen der symbiontischen Darmbakterien, Darmerkrankun­gen (z.B. Zöliakie, Colitis ulcerosa), Gallen­sekretionsstörungen.

Weitere Ursachen: 

Vitamin-D-Mangel, zu we­nig körperliche Aktivität, mangelnde Magensäureproduktion, Überschuss an Phosphor und Magnesium (durch den übermäßigen Verzehr von Wurstwaren, Käse, Cola-Ge­tränken usw.), übermäßiger Kaffeekonsum, Resorptionsprobleme nach einer Magen-By-pass-Operation. Stress sowie die veränderte hormonelle Situation nach der Menopause.

Zufuhrmangel: 

Eine langfristig zu geringe Zu­fuhr von Kalzium mit der täglichen Nahrung führt zu einer Unterversorgung des Körpers. Dieser versucht, dieses Defizit wettzuma­chen, indem er Kalzium aus den Knochendepots mobilisiert und somit die Struktur und Stabilität des Knochens unterhöhlt. Das Osteoporoserisiko steigt.

Zu hoher Eiweißanteil in der Nahrung:
Bei einem zu hohen Eiweißanteil in der Nahrung steigen die Kalziumverluste über die Niere. Demzufolge ist es fraglich, ob die mit einem hervorragenden Image versehenen Milch­produkte der Gesundheit des Menschen auch wirklich so zuträglich sind. Immerhin führt das häufige Verzehren von tierischen Eiwei­ßen in milch-, ei- und fleischhaltigen Nah­rungsmitteln nicht nur zu einer chronischen Übersäuerung des Organismus. Es muss auch bedacht werden, dass Milchprodukte von einer steigenden Anzahl Menschen nicht gut vertragen werden. Ist es nicht bemerkens­wert, dass zum Beispiel asiatische Völker, die keine Milchprodukte zu sich nehmen, weni­ger Osteoporose aufweisen als wir?

  • Blutgerinnung: erhöhte Blutungsneigung
  • Knochen: Osteoporose
  • Muskulatur: Muskelkrämpfe, Krampfnei­gung, Tetanie
  • Nervensystem: erhöhte Erregbarkeit des Nervensystems
  • Zähne: schlechte Zahnqualität, Karies, Parodontose 

Es ist zu beachten, dass beim Zubereiten der Nahrungsmittel in der Küche in Abhängigkeit der Bearbeitungsart und des Nahrungsmittels beträchtliche Mengen an Kalzium verloren gehen: beim Sterilisieren von Obst 20-25%, Kochverluste bei Karotten 11-23%, bei Kartof­feln 36%. Lässt man Mangold (Krautstiele) 1 Stunde im Wasser stehen, gehen 50% Kalzi­um verloren.

Die Höhe der Verwertbarkeit von Kalzium aus der Nahrung sowie aus Nährstoffpräparaten ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Die Kalziumbilanz wird verschlechtert durch:

  • einen Proteinanteil von über 20% der Ge-samtkalorienzufuhr
  • Oxalsäure (in Spinat, Rhabarber, Kakao)
  • Phytinsäure (in Frischgetreide)
  • Kochsalz
  • Kaffee
  • Alkohol

Die Kalziumresorptionsrate aus Milchpro­dukten und Mineralwässern beträgt 25-35%. Kalzium aus pflanzlichen Lebensmitteln wird generell meist schlechter verwertet. Eine Ausnahme bilden Sojaprodukte, welche auf vergleichbare Ausnützungswerte kommen. Bei streng vegetarischen Ernährungsformen oder bei Milchunverträglichkeit werden also Sojaprodukte nebst Gemüse, insbesondere Kohlarten, sowie kalziumhaltige Mineralwässer zu wichtigen Kalziumlieferanten. Die Kalziumverwertung kann durch körperliche Aktivität und sportliche Betätigung verbes­sert werden.

Gemäß Erhebungen in deutschen und schweizerischen Haushalten erreicht ein großer An­teil der Bevölkerung (v.a. ältere Personen) die Zufuhrempfehlungen der DACH nicht. Hierzu ein kleines Rechenbeispiel, das zeigen soll, dass bei einer begleitenden Osteoporose-Therapie die Kalzium-Supplementierung langfris­tig durchgeführt werden muss: Angenommen, bei einer Osteoporose-Patientin sind 10% (= 100 g) des Knochenkalziums verloren gegan­gen. Bei einer durchschnittlichen Kalziumverwertungsquote von 30% müsste also während etwa 350 Tagen jeweils 1 g Kalzium (berech­net als elementares Kalzium) zugeführt wer­den. Bei einer langfristigen Kalziumzufuhr ist auf die Erhaltung des Kalzium-Magnesi­um-Phosphor-Gleichgewichtes zu achten. Da Phosphor bei der heutigen Ernährungsweise eher in zu hohen Mengen zugeführt wird, soll­te Kalzium deshalb stets zusammen mit Mag­nesium in einem Verhältnis von etwa 2-3:1 gegeben werden (plus Vitamin D).

Adipositas:
Bei adipösen Erwachsenen kann eine Kalziumsupplementierung, bei Einhal­tung eines angepassten Lebensstils und bei entsprechender Ernährung zur Gewichts­reduktion, eine geringe, aber signifikante zusätzliche Reduktion des Körpergewichtes bewirken.

Allergien, Neurodermitis:
Kalzium besitzt eine antiallergische Wirkung. Eine Erklärung für den Wirkmechanismus ist der stabilisierende Effekt auf die Zellmembran. Größere Mengen an intrazellulären Kalziumionen er­höhen die Konzentration an zyklischem Adenosinmonophosphat (cAMP), das an der hor­monellen Regulation des Zellstoffwechsels beteiligt ist, wodurch die allergische Reaktion rasch und zuverlässig unterdrückt wird. Die Anwendung von Kalzium kann auch bei Neu­rodermitis (zusammen mit Magnesium, Zink und Vitamin D) versucht werden.

Bleibelastungen:
Eine adäquate Kalzium­versorgung schützt vor den unerwünschten Folgen von chronischen Bleibelastungen und kann erhöhte Bleispiegel in Blut und Haaren reduzieren.

Blutdruck, hoher:
Veränderungen im Kalziumstoffwechsel könnten einen Primärfaktor bei der Entwicklung des hohen Blutdruckes darstellen. Studien zeigen, dass eine beglei­tende Kalziumsupplementierung bei milder Hypertonie sowohl den systolischen wie auch den diastolischen Blutdruck zu senken ver­mag.

Epilepsie:
Kalziummängel können zu einer Veränderung der Hirnströme führen und das Risiko für epileptische Anfälle erhöhen. Kal­zium besitzt eine membranstabilisierende Wirkung.

Krebs:
Je höher die Kalziumzufuhr mit der täglichen Nahrung, desto niedriger scheint das Risiko zu sein, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Diese Beobachtung wird damit erklärt, dass das Nahrungskalzium im Dick­darm Kalziumseifen bildet, wodurch die Wir­kung der darmreizenden Gallen- und Fett­säuren neutralisiert wird. Eine ausreichende Kalziumzufuhr, zusammen mit Vitamin D, ist zudem mit einem verminderten Brustkrebsri­siko assoziiert.

Hyperaktivität, Verhaltensstörungen, ADHS: Hyperaktive Menschen haben signifikant niedrige Kalzium- und Magnesiumspiegel. Die Zufuhr von Kalzium und Magnesium führt innerhalb weniger Wochen zu deutli­chen Verbesserungen.

Osteoporose:
Kalzium ist essenziell für den Aufbau einer optimalen Knochenstruktur. Für die Osteoporose-Prävention gilt die Empfeh­lung, dass Frauen bereits weit vor der präme-nopausalen Phase langfristig auf eine opti­male Kalziumbilanz und Knochenstruktur hinarbeiten sollten. Beachte: Kalzium ist einer der Co-Faktoren bei der Vorbeugung und Be­handlung der Osteoporose, aber bei weitem nicht der einzige. Eine Kalzium-Monothera-pie scheint langfristig das Risiko für kardio­vaskuläre Ereignisse zu erhöhen - evtl. weil dadurch das physiologische Verhältnis von Kalzium und Magnesium gestört wird.

Parodontose:
Eine Kalziumzufuhr kann den Verlauf einer Parodontose (Zahnfleischent­zündung) stoppen und umkehren.

Prämenstruelles Syndrom (PMS): 

Die Einnah­me von Kalzium (zusammen mit Magnesium und Vitamin D und B6) scheint emotionale Schwankungen, Konzentrationsstörungen, Schmerzen und die Ödemneigung (Ansamm­lung von Wasser) zu reduzieren.

Schwangerschaftskomplikationen: 

Eine Kalziumsupplementierung während der Schwangerschaft vermindert das Risiko von Präeklampsie und kann das Geburtsgewicht verbessern.

Überdosierung

Bei gesunden Personen besteht in der Regel bei einer peroralen Kalziumzufuhr bis zu täg­lich 2,5 g kein Risiko unerwünschter Neben­effekte. Solche hohen Dosierungen sind aber in der Praxis nicht nötig. Kalzium sollte bei Nebenschilddrüsenüberfunktionen und Vit­amin-D-Vergiftungen nicht genommen wer­den. In einigen epidemiologischen Studien wurde gezeigt, dass der Zusammenhang zwi­schen einer hohen Kalziumzufuhr und einem erhöhten Nierensteinrisiko (Oxalatsteine) nicht existiert. Eine ausreichende Kalziumzu­fuhr (zusammen mit Magnesium) bindet die über die Nahrung aufgenommene Oxalsäu­re. Das so im Magen-Darm-Trakt gebildete, unlösliche Kalziumoxalat wird über den Stuhl ausgeschieden - und somit das Risiko für Oxalatsteine klar reduziert.

Kalzium, Vitamin C, D und Zink sollten bei systemischen Cortisontherapien stets begleitend gegeben werden, um das damit verbundene erhöhte Osteoporoserisiko zu senken.
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