Vitamin B5 (Panthothensäure/Pantethin)

Physiologische Bedeutung

Pantothensäure ist wie die meisten wasser­löslichen Vitamine Bestandteil eines Coenzyms. Als Bestandteil des Coenzyms A (CoA) nimmt es eine zentrale Rolle im gesamten Energiestoffwechsel des Organis­mus ein. Coenzym A (A steht für Acetylierung) ist ein universeller Acylgruppenüberträger. Pantothensäure ist am Abbau von Aminosäuren, Fetten und Kohlenhydraten so­wie an der Biosynthese von Fettsäuren, Stero­iden (Cholesterin, Provitamin D, Nebennie­renrinden- und Sexualhormonen), des Häms und der Neurotransmitter Acteylcholin und Taurin beteiligt. Beim Fettsäuretransport und bei der Fettverbrennung arbeitet Panto­thensäure zusammen mit Coenzym Q10 und L-Carnitin.

Pantethin ((3,4-Dithiahexamethy len)bis (panthotenamid)), ein Derivat der Panto­thensäure, ist von besonderer Bedeutung für den Lipidstoffwechsel. Es ist, wie auch die Pantothensäure, Bestandteil des Coenzym A.

Pantothensäurebedarf und -resorption

Der genaue Pantothensäurebedarf lässt sich nicht genau angeben. Die D-A-CH-Referenz­werte geben für Erwachsene einen Schätz­wert von 6 mg Pantothensäure pro Tag an. Aus Stabilitätsgründen wird Pantothensäu­re meistens als Calcium- oder Natriumpantothenat und Dexpanthenol (Alkohol) angebo­ten. 1 mg Pantothensäure entsprechen da­bei 1,1 mg Natrium- und 1,087 mg Calciumpantothenat.

Die mit der Nahrung aufgenommene Pan­tothensäure und Pantethin sind größtenteils Bestandteil von Coenzym A, aus dem sie im Magen-Darm-Lumen langsam freigesetzt und im Dünndarm durch passive Diffusion resorbiert werden.

Wie die Bezeichnung pantos (überall) schon sagt, ist Pantothensäure in der Natur weit verbreitet und kommt in vielen pflanzli­chen und tierischen Nahrungsmitteln vor (siehe Tab. ).

Schwere Mangelzustände beim Menschen kommen selten vor, da Pantothensäure in vie­len Nahrungsmitteln enthalten ist. Mangeler­scheinungen treten meist in Verbindung mit einem Mangel an anderen B-Vitaminen auf. Zu den Ursachen eines Mangels gehören:

Alkoholismus

Erkrankungen:
Beriberi, Diabetes melli­tus, Lebererkrankungen, Malabsorption, Pellagra.

Ernährung:
Mangel- und Fehlernährung, Reduktionsdiäten; Riboflavinmangel.

Mangelsymptome

Allgemeine Symptome:
Abgeschlagen­heit, Appetitlosigkeit, Depressionen, Mü­digkeit, Kopfschmerzen. Haut: Dermatitis, Wundheilungsstörun­gen

Herz:
Tachykardie, Blutdruckabfall, Anämie, NNR-Insuffizienz Immunsystem: eingeschränkte Immunfunktion, erhöhte Infektanfälligkeit GIT: Magen-Darm-Störungen und Durchfall.

Schleimhäute:
Schleimhautentzündungen im GIT, den Atemwegen, im Mund, der Nase und im Vaginaltrakt.

Burning Feet Syndrom:
Das Burning Feet Syndrom wurde im 2. Weltkrieg häufig bei Kriegsgefangenen in Japan und Burma be­obachtet. Es äußert sich in Taubheitsgefühl, Kribbeln in den Zehen und brennenden Schmerzen in den Füßen

Anwendungsgebiete Akne vulgaris

Hohe Pantothensäure-Gaben von 10 g pro Tag, aufgeteilt in 4 Einzelgaben in Kombina­tion mit einer 20 %igen Pantothensäure-Creme, die 4- bis 6 X täglich aufgetragen wur­de, führten in einer Studie an 100 chinesi­schen Patienten mit Akne vulgaris zu ei­nem deutlichen Rückgang der Talgsekre­tion, Verringerung der Porengröße der Ge­sichtshaut und Rückbildung der Effloreszenzen.

Hyperlipidämien (Pantethin, nicht Pantothensäure)

Die tägliche Gabe von 900 mg (3 X 300 mg) Pantethin senkt signifikant die Triglycerid-werte, Gesamt- und LDL-Cholesterin und er­höht die HDL-Werte. Dieser Mecha­nismus beruht auf einer Hemmung der Cholesterinsynthese und einem beschleunig­ten Abbau von Fettsäuren in den Mitochondrien. Pantethin ist besonders für Diabeti­ker mit Hyperlipidämien geeignet, da Pante­thin die Blutzuckerkontrollen nicht negativ beeinflusst. Darüber hinaus empfiehlt sich die adjuvante Gabe von Pantethin bei Fettleber mit Hypertriglyceridämie (600-900 mg/Tag).

Postoperative Blasen- und Darmatonie

Dexpanthenol wird parenteral zur Prophylaxe und Therapie der postoperativen Blasen- und Darmatonie eingesetzt (Anregung der Peri­staltik). Zur Prophylaxe werden 1000 mg Dexpanthenol während oder unmittelbar nach der Operation appliziert (i.V.). In der Therapie werden 1000 mg Dexpanthenol i.v. oder i.m. gegeben und gegebenenfalls alle 6 Stunden wiederholt.

Rheumatoide Arthritis

Patienten mit rheumatoider Arthritis wei­sen häufig erniedrigte Pantothensäurespiegel auf. In einer Doppelblindstudie führte die tägliche Gabe von 2 g Pantothensäure als Calciumpantothenat (4 X täglich 500 mg) zu einer deutlichen Besserung subjektiver Sym­ptome wie Morgensteifigkeit und Schmerz­empfindung.

Schleimhautentzündungen

Zur Behandlung von Schleimhautentzündun­gen der Mund- und Nasenhöhle, der obe­ren Atemwege, des Magen-, Darm- und Va­ginaltrakts werden 200 bis 500 mg Dex­panthenol oral oder 100 bis 500 mg parenter­al gegeben.

Wundheilungsstörungen

Bei Hauterkrankungen und Verletzungen, wie Ulcus cruris, Dekubitus, Verbrennun­gen, Ekzemen, wird das Epithel geschädigt und muss sich regenerieren. Pantothensäu­re fordert die Neubildung von Granulations­gewebe und damit den Wundheilungspro­zess. Bei Wundheilungsstörungen wird Dex­panthenol, der Alkohol der Pantothensäu­re, auch äußerlich in Form von Salben, Cre­mes oder Lotionen angewendet.

Weitere Anwendungsgebiete

AIDS, Analfissuren, Burning feet Syn­drom, Colitis ulcerosa, Sonnenbrand, Brustrhagaden.

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind bei Pantothensäure selbst bei extrem ho­hen Dosierungen von mehr als 10 Gramm pro Tag nicht bekannt.

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